Vorlage: Die Bürgschaft von F. Von Schiller. Compositionen für die reifere Jugend, 1stes Heft No 1-6. Lithogr[aphiert] und zu haben bey J[oseph] Trentsensky in Wien. - 6 Lithographien, jeweils bezeichnet: 'Lithogr. Zu haben bey J. Trentsensky in Wien' und wohl auch einzeln käuflich. Das Monogramm auf den einzelnen Kompositionen (JH = Johann Nepomuk Hoechle?) konnte nicht aufgelöst werden. 24,5, Breite 34,7 cm. In rosafarbener Kartonage mit typographischem Deckelschild. - Vorliegende Ausgabe im Karlsruher Virtuellen Katalog nicht nachgewiesen (Stand ). In der Reihe 'Compositionen für die reifere Jugend' hat Moritz von Schwind 'Robinson Crusoe' sowie 'Oesterreichs Sagen und Heldenmahle' illustriert. ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild. Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande: Ihn schlugen die Häscher in Bande. »Was wolltest du mit dem Dolche? Sprich!« Entgegnet ihm finster der Wüterich. »Die Stadt vom Tyrannen befreien!« »Das sollst du am Kreuze bereuen.« »Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben. Was ist eine Bürgschaft? Was sind selbstschuldnerische Bürgschaften? Jetzt Definition, Erklärung & Arten einfach erklärt im JuraForum-Rechtslexikon lesen! Friedrich Schiller, Die Bürgschaft. 'Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande'. Deutsche Balladen von Friedrich von Schiller u.a. Schillers Ballade Die Bürgschaft besingt die Freundschaft über den Tod hinaus. Zu den klassischen Versen erzählen wir ein aktuelles Abschiebungsdrama. Die Bürgschaft. Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande: Ihn schlugen die Häscher in Bande, »Was wolltest du mit dem Dolche? Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; Ich lasse den Freund dir als Bürgen, Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.« Da lächelt der König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenken: »Drei Tage will ich dir schenken; Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist, Eh du zurück mir gegeben bist, So muss er statt deiner erblassen, Doch dir ist die Strafe erlassen.« Und er kommt zum Freunde: »Der König gebeut, Dass ich am Kreuz mit dem Leben Bezahle das frevelnde Streben. Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit, So bleib du dem König zum Pfande, Bis ich komme, zu lösen die Bande.« Und schweigend umarmt ihn der treue Freund Und liefert sich aus dem Tyrannen; Der andere ziehet von dannen. Und ehe das dritte Morgenrot scheint, Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, Eilt heim mit sorgender Seele, Damit er die Frist nicht verfehle. Da gießt unendlicher Regen herab, Von den Bergen stürzen die Quellen, Und die Bäche, die Ströme schwellen. Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, Da reißet die Brücke der Strudel hinab, Und donnernd sprengen die Wogen Dem Gewölbes krachenden Bogen. Und trostlos irrt er an Ufers Rand, Wie weit er auch spähet und blicket Und die Stimme, die rufende, schicket, Da stößet kein Nachen vom sichern Strand, Der ihn setze an das gewünschte Land, Kein Schiffer lenket die Fähre, Und der wilde Strom wird zum Meere. Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, Die Hände zum Zeus erhoben: »O hemme des Stromes Toben! Es eilen die Stunden, im Mittag steht Die Sonne, und wenn sie niedergeht Und ich kann die Stadt nicht erreichen, So muss der Freund mir erbleichen.« Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, Und Welle auf Welle zerrinnet, Und Stunde an Stunde ertrinnet. Da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut Und wirft sich hinein in die brausende Flut Und teilt mit gewaltigen Armen Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen. Und gewinnt das Ufer und eilet fort Und danket dem rettenden Gotte; Da stürzet die raubende Rotte Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord Und hemmet des Wanderers Eile Mit drohend geschwungener Keule. »Was wollt ihr?« ruft er vor Schrecken bleich, »Ich habe nichts als mein Leben, Das muss ich dem Könige geben!« Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: »Um des Freundes willen erbarmet euch!« Und drei mit gewaltigen Streichen Erlegt er, die andern entweichen. Und die Sonne versendet glühenden Brand, Und von der unendlichen Mühe Ermattet sinken die Kniee. »O hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben!« Und horch! Da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er, zu lauschen; Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell, Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Der Bäume gigantische Schatten; Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Will eilenden Laufes vorüberfliehn, Da hört er die Worte sie sagen: »Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.« Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, Ihn jagen der Sorge Qualen; Da schimmern in Abendrots Strahlen Von ferne die Zinnen von Syrakus, Und entgegen kommt ihm Philostratus, Des Hauses redlicher Hüter, Der erkennet entsetzt den Gebieter: »Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet' er Mit hoffender Seele der Wiederkehr, Ihm konnte den mutigen Glauben Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.« »Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht, Ein Retter, willkommen erscheinen, So soll mich der Tod ihm vereinen. Des rühme der blutge Tyrann sich nicht, Dass der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht, Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue.« Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor, Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet; An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichter Chor: »Mich, Henker«, ruft er, »erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!« Und Erstaunen ergreifet das Volk umher, In den Armen liegen sich beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Augen tränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermär'; Der fühlt ein menschliches Rühren, Lässt schnell vor den Thron sie führen. Und blicket sie lange verwundert an. Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen, Ihr habt das Herz mir bezwungen, Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn, So nehmet auch mich zum Genossen an: Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!« Begonnen am 27. August, beendet am 30. Erstdruck: Musenalmanach 1799. Notizen zu Joseph und Matthias Trentsensky, Matthias (Matthäus), Lithograph und Verleger, * 30. 1790 Wien, † 19. Schied 1815 als Oberleutnant aus der österreichischen Armee aus und arbeitete in der lithographischen Anstalt von Adolph Kunike (1777-1838), der von Aloys Senefelder die Steindruckerei erlernt hatte. Gründete 1819 mit seinem jüngeren Bruder, dem Lithographen Joseph Trentsensky (* 1793, † 24. 1839 Wien), die lithographische Anstalt und Papierwarenhandlung Joseph Trentsensky. 'Matthias Trentsensky selbst war es als aktivem Offizier nach den damals geltenden Vorschriften offiziell nicht möglich ein Gewerbe zu betreiben.' Die Firma wurde durch die von ihr verlegten, für die Jugend bestimmten „Mandelbogen“ (Bilderbogen mit Soldaten aller Waffengattungen, Bühnen- und Trachtenfiguren, Tieren usw.) populär, für die Johann Nepomuk Hoechle, Matthäus Loder, Franz von Schober, Moritz von Schwind, Anton Schrödl, August Xaver Karl Pettenkofen, Joseph Führich u. Die Brüder Trentsensky standen somit in Verbindung mit den jungen Wiener Künstlern und gaben ihnen Arbeit. (Thieme-Becker; Zitat nach der Österreichischen Nationalbibliothek) Die Produktion der Firma wurde weltweit abgesetzt: 'Ihr Export geht nach Deutschland, Russland, den Donaufürstentümern und nach Amerika, und neben einer Locomobile von zehn Pferdekräften beschäftigte sie 200 Arbeiter.' In Pest hatte die Firma eine Filiale. Als Matthäus Trentsensky 1868 starb, zählte man in seiner Verlassenschaft '940 Lithographische Steine in verschiedenen Größen, 180.000 Mandlbögen, 120 große und 120 kleine Zerlegbilder, 8 [Papier-] Theater für Kinder, 1500 Dekorationen, Coulissen und Souffitten hiezu. 800 kolorierte Mandlbogen, 1156 verschiedene kolorierte Bilder, 40 Schachteln plastische Darstellungen, 168 verschiedene Spiele, 920 Schulkarten, 340 Kinderbücher neben verschiedensten Arten Geschäfts- und Zeichenbücher.' (Die kleine Welt des Bilderbogens, mit Zitaten von Constantin von Wurzbach und Alfred Koll) Die lithographische Anstalt war stets auf dem neuesten Stand und ging drucktechnisch neue Wege. Sie bot eine preiswerte Herstellung in großer Stückzahl, stellte aber auch repräsentative und teure Werke her (z.B. Krönungszug Kaiserin Carolina Augusta von Österreich als Königin von Ungarn zu Preßburg 1825). Das Profil des Betriebes in den 1820er Jahren geht aus Folgendem hervor: * 'Für weniger sorgfältige Arbeiten' im Steindruck, beispielsweise für Etiketten, hat J. Trentsensky eine eigene Schnellpresse erfunden. Siehe: Das Gesammtgebiet der Lithographie, oder theoretische und practische Anleitung zur Ausübung der Lithographie in ihrem ganzen Umfange. Übertragung des Traité théorique et pratique de Lithographie par G. Leipzig: Robert Binder 1843 (Digitalisierung durch Google), S. * 1822 erhielt J. Trentsensky in Österreich ein zehnjähriges Privilegium 'auf seine Entdeckung, den Zink (Spiauter) nach einem ganz neuen Verfahren in allen Zweigen der Lithographie mit noch grösseren Vortheilen als die bisher aus dem Auslande bezogenen Steine zu verwenden.' Jahrbücher des kaiserlichen königlichen polytechnischen Institutes in Wien. Von Johann Joseph Prechtl. Wien 1823 (Digitalisierung durch Google), S. * 1823 erhielt M. Trentsensky ein zweijähriges Privilegium 'auf die Erfindung einer neuen Cylinder-Druckmaschine, mittels welcher ein Gegenstand, er sey auf Holz, Metall oder Stein in erhobener Manier gedruckt, geschnitzt, gegossen oder präparirt, auf dem Boden der Maschine befestigt, durch eine darüber hinrollende Walze so leicht und schnell abgedruckt werden kann, daß man [.] in den gewöhnlichen Arbeitsstunden eines Tages bis 6000 reine und brauchbare Bogen-Abdrücke zu liefern imstande ist.' 'Diese Pressen sind zweyerley:' In dem einen Fall wird ein beschwerter Kasten mit der Walze, wie im 'Gesammtgebiet der Lithographie' (siehe oben) beschrieben, über den Stein gezogen, im anderen Fall sind die Formen aus Messing. Siehe: Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Standes derselben. Ritter von Keeß und W. Wien 1829 (Digitalisierung durch Google), S. Bekannt ist der Verlag heute vor allem für seine Bilderbogen bzw. 'Mandlbogen' und sein Papiertheater. Literatur: * Alfred Koll: Trentsensky. Papiertheater und Lithographie. (nicht eingesehen). * Die kleine Welt des Bilderbogens. Der Wiener Verlag Trentsensky. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 1977. Eigenverlag der Museen der Stadt Wien. * Heinrich Schwarz: Die Anfänge der Lithographie in Österreich. Von Elisabeth Herrmann-Fichtenau (Graphische Sammlung Albertina. Veröffentlichung der Albertina; 20) Wien u.a.: Böhlau 1988. Insbesondere S. * Katharina Siefert, Ingrid Wambsganz: Papiertheater - Die Bühne im Salon. Einblicke in den Sammlungsbestand des Germanischen Nationalmuseums; Begleitpublikation zur Ausstellung 'Theaterdonner' im Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg, Verlag des Germanischen Nationalmuseums 2002. Darin: „Apparat zur plastischen Darstellung'. Das „Grosse Theater' des Verlages Trentsensky. Frank, Johannes Frimmel: Buchwesen in Wien 1750-1850. Kommentiertes Verzeichnis der Buchdrucker, Buchhändler und Verleger (Buchforschung; 4) Wiesbaden: Harrassowitz 2008, S.201f. Rechtlicher und Kontaktanschrift Alle Vorlagen entstammen, sofern nicht anders vermerkt, einer privaten Sammlung. Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL () angegeben werden. Die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke (z.B. Zur Illustration oder Werbung) ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet. Einen Rechteinhaber konnte das Goethezeitportal nicht ermitteln, ggf. Bitten wir höflichst um Nachricht. Kontaktanschrift: Prof. Georg Jäger Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Deutsche Philologie Schellingstr. 3 80799 München E-Mail: Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit. Friedrich Schiller vollendete die Ballade „ Die Bürgschaft“ am 30. In seinem Musenalmanach für das Jahr 1799 wurde sie erstmals veröffentlicht. In der Ballade stellt Schiller Stärke und Kraft von Freundschaft und Treue dar. Möros, der hingerichtet werden soll, hinterlässt seinen Freund Selinuntius als Bürgen beim Tyrannen Dionysios, um seine Schwester verheiraten zu können. Als Quelle diente ihm die Geschichte von Damon und Phintias, die er in einem Buch des Hyginus Mythographus vorfand. Was dich hier über »Die Bürgschaft« erwartet • • • • • • • Bei den kannst du auch Fragen stellen. Die Bürgschaft – Text der Ballade Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Möros, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“ 5Entgegnet ihm finster der Wüterich. „Die Stadt vom Tyrannen befreien!“ „Das sollst du am Kreuze bereuen.“ „Ich bin“, spricht jener, „zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben, 10Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit, Ich lasse den Freund dir als Bürgen, Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.“ 15Da lächelt der König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenken: „Drei Tage will ich dir schenken. Wenn sie verstrichen, die Frist, Eh‘ du zurück mir gegeben bist, 20So muss er statt deiner erblassen, Doch dir ist die Strafe erlassen.“ Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut, Dass ich am Kreuz mit dem Leben Bezahle das frevelnde Streben, 25Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit, So bleib du dem König zum Pfande, Bis ich komme, zu lösen die Bande.“ Und schweigend umarmt ihn der treue Freund 30Und liefert sich aus dem Tyrannen, Der andere ziehet von dannen. Und ehe das dritte Morgenrot scheint, Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, Eilt heim mit sorgender Seele, 35Damit er die Frist nicht verfehle. Da gießt unendlicher Regen herab, Von den Bergen stürzen die Quellen, Und die Bäche, die Ströme schwellen. Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, 40Da reißet die Brücke der Strudel hinab, Und donnernd sprengen die Wogen Des Gewölbes krachenden Bogen. Und trostlos irrt er an Ufers Rand, Wie weit er auch spähet und blicket 45Und die Stimme, die rufende, schicket, Da stößet kein Nachen vom sichern Strand, Der ihn setze an das gewünschte Land, Kein Schiffer lenket die Fähre, Und der wilde Strom wird zum Meere. 50Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, Die Hände zum Zeus erhoben: „O hemme des Stromes Toben! Es eilen die Stunden, im Mittag steht Die Sonne, und wenn sie niedergeht 55Und ich kann die Stadt nicht erreichen, So muss der Freund mir erbleichen.“ Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, Und Welle auf Welle zerrinnet, Und Stunde an Stunde entrinnet. 60Da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut Und wirft sich hinein in die brausende Flut Und teilt mit gewaltigen Armen Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen. Und gewinnt das Ufer und eilet fort 65Und danket dem rettenden Gotte, Da stürzet die raubende Rotte Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord Und hemmet des Wanderers Eile 70Mit drohend geschwungener Keule. „Was wollt ihr?“, ruft er für Schrecken bleich, „Ich habe nichts als mein Leben, Das muss ich dem Könige geben!“ Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: 75„Um des Freundes willen erbarmet euch!“ Und drei mit gewaltigen Streichen Erlegt er, die andern entweichen. Und die Sonne versendet glühenden Brand, Und von der unendlichen Mühe 80Ermattet sinken die Kniee. „O hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben!“ 85Und horch! Da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen Und stille hält er zu lauschen, Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell, Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, 90Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Der Bäume gigantische Schatten; 95Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Will eilenden Laufes vorüberfliehn, Da hört er die Worte sie sagen: „Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.“ Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, 100Ihn jagen der Sorge Qualen, Da schimmern in Abendrots Strahlen Von ferne die Zinnen von Syrakus, Und entgegen kommt ihm Philostratus, Des Hauses redlicher Hüter, 105Der erkennet entsetzt den Gebieter: „Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er 110Mit hoffender Seele der Wiederkehr, Ihm konnte den mutigen Glauben Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.“ „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht Ein Retter willkommen erscheinen, 115So soll mich der Tod ihm vereinen. Des rühme der blutge Tyrann sich nicht, Dass der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht, Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue.“ 120Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet, An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: 125„Mich, Henker“, ruft er, „erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!“ Und Erstaunen ergreifet das Volk umher, In den Armen liegen sich beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. 130Da sieht man kein Auge tränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermär, Der fühlt ein menschliches Rühren, Lässt schnell vor den Thron sie führen. Und blicket sie lange verwundert an. 135Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen, Ihr habt das Herz mir bezwungen, Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn, So nehmet auch mich zum Genossen an Ich sei, gewährt mir die Bitte, 140In eurem Bunde der Dritte.“. • Dionys: In den Quellen des Stoffes wird von Dionysios I. Von seinem Sohn Dionysios II. • Tyrann: In der griechischen Antike wird ab dem 5. Jahrhundert v. Mit einer Tyrannis eine unrechtmäßig erworbene, despotische Form von Alleinherrschaft bezeichnet. Der Tyrann ist demnach ein absoluter Herrscher, wobei Gesetz und Ordnung dem persönlichen Willen des Herrschers unterliegen. Ursprünglich bezeichnet der Begriff tyrannos allgemein und ohne (negative) Wertung einen Alleinherrscher. • Häscher: Personen, die in amtlichem Auftrag jemanden verfolgen und ergreifen, Gerichtsdiener • gefreit: Freien steht ursprünglich für die Werbung um andere, hier ist aber verheiraten gemeint. • erwürgen: allgemein töten • gebeut: ist eine Beugungsform (auch Flexion genannt) von gebieten, er gebot bzw. Er befahl • Nachen: kleines Boot, ein Einbaum • Zeus: ist in der griechischen Mythologie der Herrscher des Olymp und gebietet über alle anderen Götter. • Rotte: bezeichnet früher eine Reihe von hintereinanderstehenden Soldaten. Die Räuber stürzen also nacheinander auf Möros zu. • Streichen: Schläge • heilige: gemeint ist das Heil bringende Land, das rettende Land • Zinnen: Auf den Wehrmauern von Burgen sind oft gemauerte Aufsätze zu finden, die etwa mannshoch waren und sich mit Schießscharten abwechselten. Diese Aufsätze werden als Zinnen bezeichnet. Soldaten konnten sich hier vor Schüssen der Feinde sicher verbergen. • Philostratus: der Name ist von Schiller wahrscheinich frei erfunden • am Tor: Hier befand sich auch im Allgemeinen die Hinrichtungsstätten. Am Stadttor wurden öffentliche Angelegenheiten verhandelt. • Chor: auch Kreis, Reigen • Wundermär: Wundergeschichte.
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April 2019
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